Die Angst vor der Angst

Die Angst vor der Angst

Das ist es was bleibt… Ich verstehe es immernoch nicht!

Der sicherste Ort für mich, an dem mir nichts passieren kann, ist die rechte Ecke unseres Sofas. Hier kann ich liegen, sitzen, lesen und alles ist gut… keine Gedanken an die Welt da draußen… da ist sie wieder, die Angst.

Arzttermin… oje, die macht keine Hausbesuche, ich muss da hin wenn mir geholfen werden soll. Nur wie?

Mit der Straßenbahn?… Geht garnicht?… Es könnte mir was zustoßen…
Selbst mit dem Auto?… Kann ich nicht?… Es könnte mir was zustoßen…
TAXI?… Die einzige Alternative!… Es könnte mir was zustoßen, aber da bin ich mit dem Taxifahrer alleine, ich sage ihm genau was los ist und was er machen soll… Selbst weiß ich das aber auch nicht?!…

Als erstes erfahre ich, dass gegen die Angst kein Kraut gewachsen ist.

„Um erfolgreich mit der Angst umgehen zu können, muß man sich den Ängsten aussetzen und diese durchleben, das ist wichtig!“, sagt mir meine derzeitige Ärztin.

Was?… Das geht nicht?… Wie soll ich das machen?… Die hat gut reden, hat ja keine Ängste!

Die Angst vor der Angst schränkt mein Leben absolut ein….

Ich bekomme den Tipp zu einer ambulanten Angstgruppe. 20 Kilometer entfernt. Da muss ich mit dem Auto hin… das geht nicht!… Juhuu, meine Frau kann mich fahren!

Wieder geht es darum, wie wichtig die Angst als Gefühl ist:
„Stellen Sie sich vor, wie unsere Vorfahren, begegnen Sie dem Säbelzahntiger, dann ist es gut, wenn der Körper den Impuls zur Flucht gibt.“
Wie oft ich diesen Satz in letzter Zeit gelesen und gehört habe! Aber ich stehe keiner Raubkatze gegenüber. Ich kann nicht unbeschwert rausgehen, kann nicht Straßenbahn fahren, Autofahren ist der pure Horror…

Wieder geht es um das Thema Umgang mit der Angst. Damit diese besser wird, muss man die Angstkurve durchleben! „Wichtig ist das Erleben, dass die Angst wieder abflacht…“ erklärt uns die Therapeutin. Fragende und ängstliche Blicke in der Gruppe.

Jetzt wird es spannend, wir planen die sogenannten Expositionsübungen. Gefühlt das reine Selbstmordkomando. Jeder speziell für sich:

Straßenbahn fahren:
1. Erst hinlaufen und schauen… erledigt
2. Einsteigen und wieder raus… erledigt
3. eine Station fahren… erledigt
4. langsam steigern… permanent üben

Auto fahren:
Kleine Schritte…
Nein, ich fahre gern Auto.. Also fahre ich am Steuer, meine Frau als Beifahrer, zum Einkaufen. Die erste Ampel ist rot, ich halte an, merke wie mich die Panik überkommt… ich muss hier raus…SOFORT… steige aus und renne zur Beifahrerseite. Meine Frau fährt weiter, mein Tag ist gelaufen… ich will in meine Sofaecke!

Auch das Autofahren lerne bzw. übe ich nun in kleinen Schritten.

Alleine rausgehen:
Step by Step geht auch das wieder, solange ich mein Handy dabei habe.

Die Tipps in der Angstgruppe waren zu dieser Zeit wichtig und der Plan für die Expositionsübungen Gold wert.

Ich werde das Gefühl der Angstkurve nie vergessen… Wie sich die Angst langsam aufbaut… das klare Denken nicht mehr funktioniert… die Panik kommt… man unbedingt aus der Situation muss… drin bleibt… und endlich… endlich das Gefühl schwächer wird… die Erschöpfung einsetzt… und alles wieder vorbei ist.

„Der Körper kann rein organisch den Angstzustand maximal 45min aufrecht erhalten.“, dieser Satz der Therapeutin in der Angstgruppe hat mir bei jeder Expositionsübungen geholfen… Einfach aushalten… im Zweifel zähle ich die Minuten…

Auf diese Weise habe ich mich wieder „hergestellt“ und „funktioniere“ wieder.

Ich kann viele Dinge wieder machen!
Straßenbahn bin ich schließlich noch nie gern gefahren…
Mein Handy habe ich immer am Mann, um erreichbar zu sein…

Oder Lüge ich mir wieder in die eigene Tasche?

Euer Frank

5 Gedanken zu „Die Angst vor der Angst

  1. Oh ja, das kenne ich alles nur zu gut. Hier gibt es natürlich keine Straßenbahnen….aber sonst? Es wird besser mit meiner Angst, aber immer wieder guckt sie um die Ecke und das Leben ist manchmal einfach nur anstrengend. Mein liebster Platz ist auch mein Sofa. Aber wenn ich dort nicht vergammeln will, mach ich mich immer wieder auf den Weg nach draußen. Dir alles Gute und ich freue mich, Dich hier gefunden zu haben! Regine

    1. Hallo Regine,
      Danke für deinen Kommentar. Ich habe neulich eine Postkarte gesehen, da stand drauf: „Das Leben ist schön, von einfach war nie die Rede“ (eine weise Person, wer auch immer es war).
      Das mache ich mir grad in Situationen, die nicht so toll sind, bewusst.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: